Regional-/Städtegeschichten

Gott und Kaiser. 100 Jahre ehemalige Synagoge St. Pölten

Katalog zur Ausstellung. Hrsg. von Martha Keil im Auftrag des Stadtmuseums St. Pölten
St. Pölten: kompakt, Band 2, St. Pölten 2013.
Per |mail: hier| zu bestellen um Euro 9,90 (zzgl. Porto)

 

Kleine jüdische Kolonien. Juden in Niederösterreich 1782–1914

Christoph Lind
Wien 2013, 304 S. Zu bestellen bei |Mandelbaum Verlag|.

Von jüdischen Inseln schreibt die Zeitung Die Neuzeit vom 20. Dezember 1861 über die damals gerade entstehenden Gemeinden in Niederösterreich. Deren Geschichte begann im Jahr 1782, als Kaiser Josef II. das Toleranzpatent für Wien und Niederösterreich erließ.

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Erst nach 1815 und vor allem ab den 1830er Jahren stieg die Zahl der Juden, die sich legal im Land aufhalten durften (vor allem rund um Wien), stark an.

Daneben zogen weiterhin jüdische Wanderhändler „über Land“ und ließen sich illegal in Niederösterreich nieder – bevorzugt im Weinviertel, das in unmittelbarer Nähe zu den jüdischen Grenzgemeinden in Böhmen, Mähren und Oberungarn (der heutigen Slowakei) lag. Sie bildeten Vereine, bauten Friedhöfe und Bethäuser. Das Israelitengesetz von 1890 stellte die Gemeinden zwar auf eine öffentlich-rechtliche Grundlage, eine Reihe von Problemen blieb dennoch ungelöst, vor allem finanzieller Natur. Sie hatten zudem mit dem erstarkenden Antisemitismus zu kämpfen.

Detailreich und gut gegliedert lässt sich die Geschichte der Juden Niederösterreichs in diesem Buch nachvollziehen.

Für Druckkostenzuschüsse danken wir
Niederösterreich Kultur
Zukunftsfonds der Republik Österreich
Erzdiözese Wien
Diözese St. Pölten
Stadtgemeinde Amstetten
Stadtgemeinde Baden
Stadtgemeinde Horn
Stadtgemeinde Krems
Stadtgemeinde Mödling
Stadtgemeine Tulln
Stadtgemeinde Wiener Neustadt
Marktgemeinde Perchtoldsdorf
EVN

Wir danken dem FWF für die Förderung des Projekts

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„Gleich dem kleinen Häuflein der Makkabäer ...“

Die jüdische Gemeinde in Simmering von 1848 bis 1945
von Herbert Exenberger.
Hg. von Eleonore Lappin. Reihe Jüdische Gemeinden. Mandelbaum-Verlag, Wien 2009

Vergeblich sucht man bei dem ersten Chronisten Simmerings, Ernst Carl Gatter, der im Jahre 1883 sein Buch „Denkwürdigkeiten der Gemeinde Simering in Niederösterreich“ präsentierte, nach Informationen über die damals schon größere jüdische Gemeinde dieses Orts.

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Immerhin waren, um hier zwei Beispiele anzuführen, 1863 der erste jüdische Bethausverein – die Israelitischen Betgenossenschaft – gegründet und 1875 eine jüdische Religionsschule eingerichtet worden.

Vor mehr als zwanzig Jahren begann Herbert Exenberger im Rahmen des Bezirksmuseums Simmering über die jüdische Bevölkerung zu recherchieren, bekam jedoch immer wieder die Frage zu hören: „Gab es denn überhaupt Juden in Simmering?“ Die meisten dieser Personen vermuteten Juden in Simmering nur auf den jüdischen Abteilungen des 1. und 4. Tores des Wiener Zentralfriedhofes. Andere wieder waren überzeugt, dass alle Juden reich wie Rothschild wären.

Der Wunsch, solchen Fragen und Meinungen entgegenzutreten, bestimmte zunächst die Nachforschungen. Denn nur ganz wenige jüdische Familien Simmerings gehörten zum Großbürgertum, welche das Klischee der zerstörten jüdischen Gemeinde Wiens bestimmen, sie waren aber auch keine strenggläubigen Chassidim, sondern meist kleine Händler, Handwerker, Arbeiter und Gewerbetreibende.

Enthalten sind Informationen über die jüdischen Vereine in Simmering, über die Bedeutung der Synagoge in der Braunhubergasse für das religiöse, geistige und kulturelle Leben der jüdischen Gemeinde, über die Auswirkungen und den Leidensweg der Simmeringer jüdischen Männer, Frauen und Kinder während der nazistischen Gewaltherrschaft bis hin zu symbolischen „Gedenktafeln“ für die Simmeringer Opfer der Shoah.

Thematisiert wird selbstverständlich auch die bedrückende soziale Situation vieler Simmeringer Juden, etwa in den Abschnitten „Hausierer – Kleinhändler – Trödler“ oder über die „Jüdischen Familien im Barackenlager Hasenleiten“.

Das Buch versteht sich als „Erinnerungszeichen“ an die Simmeringer jüdische Gemeinde, vergleichbar auch mit den jüdischen Memor-Büchern, die Wissen über zerstörte jüdische Gemeinden bewahren. Den erwähnten Simmeringer Jüdinnen und Juden soll ihre Identität wiedergegeben und ihre Namen der Vergessenheit entrissen werden

Nachruf Herbert Exenberger
Herbert Exenberger ist am 8. Oktober 2009 in Wien seinem schweren Krebsleiden erlegen. Wer je in Wien auf dem Gebiet der Literatur der Verfolgten und Vertriebenen sich kundig machen wollte, musste auf Herbert Exenberger selbst und seine vielen wichtigen Studien und Dokumentationen stoßen. Er hat unsere Arbeit über viele Jahre begleitet, mit seiner Freundlichkeit und Heiterkeit, mit ungezählten Hinweisen und Anregungen, Auskünften und Korrekturen. In einer Stadt, in der sich Menschen oft bei sich selbst rühmen, einander schon jahrzehntelang nicht zu kennen, betätigte er sich oft genug als einer, der Menschen zusammenbrachte, die gleiche Bestrebungen verfolgten, ein Menschenverbinder, kein Menschentrenner. Und „Exi“, wie ihn alle liebevoll nannten, hat auch demonstriert, dass man die konsequente Auseinandersetzung mit Faschismus und Nationalsozialismus und deren Folgen sehr wohl mit einer prallen Lebensfreude verbinden kann. Gearbeitet hat er allerdings sehr, sehr viel.
Aus dem Nachruf der Theodor Kramer-Gesellschaft

 

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Von Baronen und Branntweinern. Ein jüdischer Friedhof erzählt

Hg. von Martha Keil, Fotos von Daniel Kaldori. Wien 2007, 112 S.

Auf dem jüdischen Friedhof in Wien-Währing (1784–1874) ruhen die Gründerväter der Wiener Kultusgemeinde, geadelte Industrielle, Gelehrte und Künstler, aber auch Handwerker und Tagelöhner. Die Einleitung informiert über die Geschichte des Friedhofs und seine bis heute sichtbare Schändung während der NS-Zeit. Zeitgenössische Erinnerungen erzählen von den unterschiedlichen Lebenswelten in Wien in einer Zeit der politischen Umbrüche und sozialen Veränderungen. Daniel Kaldoris einfühlsame Fotos führen Zerstörung, Vernachlässigung und Gleichgültigkeit und die Notwendigkeit einer behutsamen Renovierung einprägsam vor Augen.

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Inhalt

  • Martha Keil, Von Baronen und Branntweinern. Der jüdische Friedhof in Währing erzählt
  • Julius Oppenheimer (1828–1909), Memoiren eines greisen Kindes
  • Wilhelm Ritter von Gutmann (1826–1895), Aus meinem Leben
  • Felicie Ewart (1850–1909), Zwei Frauen-Bildnisse
  • Moritz Güdemann (1835–1918), Mein Leben
  • Bernhard Benjamin Kewall (1806–1880), Jüdisch-deutsches Tagebuch aus Wien, 1848-1850
  • Jakob Ludwig Heller (1842–1921), Längst vergessene Begebenheiten aus Alt-Österreich
  • Raphael König (1808–1894), Familien-Biographie

 

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Denkmale. Jüdische Friedhöfe in Wien, Niederösterreich und Burgenland

Hg. von Martha Keil, Elke Forisch und Ernst Scheiber im Auftrag von Club Niederösterreich und Institut f. Geschichte der Juden in Österreich. Wien 2006
|mail: Hier| zu bestellen!

Die Publikation „Denkmale“ entstand in enger Kooperation mit Dr. Martha Keil, Direktorin des Instituts für Geschichte der Juden in Österreich. Sie dokumentiert und illustriert in eindrucks­voller Weise den Zustand der jüdischen Friedhöfe in Wien, Niederösterreich und dem Burgen­land. Aufgezeigt werden auch die Revitalisierungs­maßnahmen der vergangenen Jahre, die zur Erhaltung und zum Schutz jüdischer Grabstätten verwirklicht werden konnten.

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Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Niederösterreich 1944/45

Eleonore Lappin, Susanne Uslu-Pauer, Manfred Wieninger
Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde, Band 45. Herausgegeben von Willibald Rosner und Reinelde Motz-Linhart. St. Pölten 2006
Zu bestellen bei: |mail: Monika Zuba|

In den letzten beiden Kriegsjahren wurden insgesamt mehr als 100.000 Juden ungarischer Herkunft auf heutiges österreichisches Staatsgebiet verschleppt.

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Diese Menschen wurden, sofern man sie nicht umgehend in eines der Konzentrationslager verbrachte, überwiegend im Osten des Reiches zum Bau des sog. „Südostwalls“, eines letzten deutschen Verteidigungsgürtels gegen die aus dem Osten heranstürmenden Verbände der Roten Armee, eingesetzt. Unter unmenschlichsten Bedingungen kamen bereits dort im Zuge der Schanzarbeiten Tausende ums Leben.

Die Überlebenden wurden dann kurz vor Ende des Krieges in „Todesmärschen“ quer durch die Gebiete des heutigen Niederösterreichs, des Burgenlandes, Wiens, der Steiermark sowie Oberösterreichs in die beiden KZs Mauthausen und Gunskirchen getrieben, wobei sie den brutalen Übergriffen der Wachmannschaften, aber auch fanatisch-kriminellen Elementen der lokalen Zivilbevölkerungen schutzlos ausgeliefert waren. Erbarmungslos wurden all jene, die nicht mehr weiterkonnten, erschossen oder einfach erschlagen. Tausende ungarische Juden fanden so noch im Frühjahr 1945, kurz vor Eintreffen der alliierten Armeen, einen grauenvollen Tod.

Drei ausgewiesene Spezialisten zum Thema jüdischer Zwangsarbeit in Österreich haben nun einen Band vorgelegt, der sich speziell mit der Situation der verschleppten Juden ungarischer Abstammung in Niederösterreich in den Jahren 1944/45 auseinandersetzt. Das Buch erschien als Band 45 in der von Willibald Rosner und Reinelde Motz-Linhart herausgegebenen Reihe „Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde“.

Das Buch ist eine dichte Dokumentation des Grauens. Die Abfolge verschiedener Quellen, wie etwa Tagebuchexzerpte, Fotos, Todeslisten, persönliche Berichte u.v.a.m. ergeben in ihrer menschlichen Komplexität ein überaus plastisches Bild der Ereignisse. Eigentlich ist es ermutigend, dass heute – mit über 60-jährigem Abstand – solch eine Dokumentation noch möglich ist.

 

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„Gantze Dörffer voll Juden“. Juden in Niederösterreich 1496–1670

Barbara Staudinger
Geschichte der Juden in Niederösterreich von den Anfängen bis 1945, Band 2, hrsg. vom Institut für Geschichte der Juden in Österreich. Mandelbaum Verlag, Wien 2005

Noch Anfang des 16. Jahrhunderts lebten in Niederösterreich nur wenige Juden. Jedoch erlebte die Region im 17. Jahrhundert eine Blüte jüdischen Lebens.

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In über 50 Ortschaften lebten Juden auf grundherrschaftlichem Boden des Adels und zwar nicht im Ghetto, sondern häufig mit Christen unter einem Dach. In den oft kleinen Ansiedlungen entfaltete sich reges jüdisches Leben. Synagogen und Friedhöfe wurden errichtet, Gemeindeämter mit Juden besetzt. Das jüdische Leben auf dem Land war durch Ambivalenz gekennzeichnet.

Wirtschaftliche und soziale Kontakte zwischen Christen und Juden standen der wiederkehrenden Erfahrung von Judenfeindschaft entgegen. Prügeleien kennzeichneten den jüdischen Alltag ebenso wie wirtschaftliche Kooperation und Konkurrenz zwischen Juden und Christen. Landesfürstliche Judenpolitik und die Steuerleistungen der niederösterreichischen Landjuden setzten Rahmenbedigungen für jüdisches Leben auf dem Land. Als 1670/71 auf kaiserlichen Befehl alle Juden aus Wien und Niederösterreich vertrieben wurden, endete diese Epoche.

Zurück blieben die Toten, die Lebenden gingen ins Exil. Das Buch basiert auf langjährigen Forschungen und bietet erstmals eine vollständige Geschichte der lange vergessenen Landjuden Niederösterreichs.

 

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„Der letzte Jude hat den Tempel verlassen“. Juden in Niederösterreich 1938–1945

Christoph Lind
Mandelbaum Verlag, Wien 2004

Dieses Buch bringt zum ersten Mal eine Gesamtschau der Geschichte der Verfolgung und Vertreibung der Juden in Niederösterreich und die Zerstörung ihrer Gemeinden zwischen 1938 und 1945.

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Im Jahr 1938 gab es in Niederösterreich 15 jüdische Gemeinden: Amstetten, Baden, Gänserndorf, Groß-Enzersdorf, Hollabrunn, Horn, Krems, Mistelbach, Mödling, Neunkirchen, St. Pölten, Stockerau, Tulln, Waidhofen an der Thaya und Wiener Neustadt. Dazu gehörte auch das jeweilige Umland, so dass jedes niederösterreichische Dorf einer bestimmten Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) zugeordnet war.

Zwischen März 1938 und Mai 1940 wurden diese nach und nach aufgelöst, die Mitglieder vertrieben beziehungsweise deportiert und umgebracht. Viele der 15 Städte „arisierten“ Synagogen, Friedhöfe und sonstigen Gemeindebesitz. Die NS-Behörden lösten die jüdischen Vereine auf und zogen das Vermögen ein. Während des Novemberpogroms zerstörten und schändeten Nationalsozialisten und Sympathisanten Synagogen, Bethäuser und Friedhöfe. 1940 war das Land im Wesentlichen „judenrein“, und lediglich Jüdinnen und Juden in privilegierten „Mischehen" sowie so genannte „U-Boote“ im Untergrund überlebten. Von den ehemals 15 jüdischen Gemeinden ist keine einzige wiedererstanden.

 

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Langenlois – Eine jüdische Landgemeinde in Niederösterreich im Zeitalter des Dreißigjährigen Kriegs

Peter Rauscher
Schriftenreihe des Waldviertler Heimatbundes 44. Horn-Waidhofen an der Thaya 2004
Bestelladresse: |mail: Waldviertler Heimatbund|
Rezension auf |science.orf.at|

Nicht nur das Leben in einer der größten jüdischen Landgemeinden Niederösterreichs wird in diesem Buch anhand der Quellen verständlich beschrieben, sondern auch die Situation der jüdischen Bevölkerung im östlichen Österreich im 17. Jahrhundert.

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Adel und Juden im mittelalterlichen Niederösterreich

Die Beziehungen niederösterreichischer Adelsfamilien zur jüdischen Führungsschicht von den Anfängen bis zur Pulkauer Verfolgung 1338.
von Eveline Brugger
Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde, Band 38. St. Pölten 2004

Der behandelte Zeitraum reicht von der Mitte des 12. Jahrhunderts, dem Zeitpunkt der ersten urkundlichen Nachweise, bis 1338, der doch so gravierenden Zäsur für das Leben der Juden in Niederösterreich. Es sind die rund neun Dezennien, in denen durch das Aussterben der Babenberger, der Regierung Premysl Ottokars und dem sich Etablieren der Habsburger einerseits und den durch die Einführung der Geldwirtschaft und den damit Hand in Hand gehenden Änderungen der wirtschaftlichen Gegebenheiten andererseits tiefgreifende Wandlungen in allen Lebensbereichen spürbar wurden.

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Politisch führende Familien verloren an Bedeutung, andere starben aus, neue Geschlechter kamen ins Land. Die einsetzende finanzielle Ablöse der Herrschaftsrechte förderte die Entwicklung der Bedeutung von Bargeld als politisches Instrument. Geldgeber – und nicht nur jüdische (christliche verstanden es sehr wohl, das kanonische Zinsverbot zu umgehen) – erfüllten die Wünsche sowohl des Landesherren als auch die des Adels. Die Quellenlage erlaubt es, nicht nur Einzelgeschäfte, sondern auch länger dauernde Geschäftsbeziehungen zwischen einzelnen Kreditnehmern und Kreditgebern zu dokumentieren.

Die Studie gilt fünf Familien, von denen drei zu den einflußreichsten Geschlechtern in Niederösterreich, die der Ministerialität angehörenden Kuenringer, die hochfreien Hardegger und die neu ins Land gekommenen Wallseer zu zählen sind. Weiters wurden die gegen den Abstieg kämpfenden Buchberger und schließlich die Aufsteigerfamilie der Ebersdorfer ausgewählt. Analysiert werden Art und Abwicklung der Geschäfte mit Juden und eventuelle, sich aus den differenten politischen Stellungen der einzelnen Familien ergebenden Unterschiede.

Dies führt unter anderem zu dem Schluss, dass „...Schulden bei Juden in den höchsten Kreisen des Adels meist als Indiz für eine wirtschaftlich und/oder politisch prekäre Situation zu werten (ist), da sie darauf hinweisen, dass keine andere Lösungsmöglichkeit zur Verfügung stand...“ Evident war die Gefahr, dass, wenn die Schulden nicht umgehend bezahlt werden konnten, wirtschaftlicher Schaden und damit verbunden machtpolitischer Niedergang eingeleitet wurde, wie dies etwa bei den Wallseer-Drosendorfern zu beobachten ist. Hingegen war die Übernahme von Bürgschaften oft eine willkommene Gelegenheit, seinen Besitzstand auf Kosten anderer Familien zu mehren.

Register und genealogische Übersichtstafeln erleichtern die Orientierung in dieser fundierten Arbeit – der ersten im deutschen Sprachraum, die sich diesem Spezialthema widmet – einer Arbeit, die einen wertvollen Baustein für das geschichtliche Verständnis dieser Jahrzehnte des politischen und wirtschaftlichen Umbruchs darstellt.

 

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„...sind wir doch in unserer Heimat als Landmenschen aufgewachsen“. Der Landsprengel der Israelitischen Kultusgemeinde St. Pölten

Jüdische Schicksale zwischen Wiener Wald und Erlauf
von Christoph Lind
Jüdische Gemeinden. Schriftenreihe des Instituts für Geschichte der Juden in Österreich, Band 3. Hg. von Martha Keil, Landesverlag, St. Pölten 2002

Behandelt werden die Bezirke St. Pölten-Land und Lilienfeld sowie die Gerichtsbezirke Neulengbach und Purkersdorf. Nach einer nur skizzenhaften Einführung des jüdischen Lebens in diesem Gebiet bis 1850 bildet insbesondere die Aufarbeitung des Geschehens von den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts bis in die Jahre nach 1945 den Schwerpunkt seiner Darstellung.

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Dem Schicksal der im März 1938 hier lebenden 519 Personen wird akribisch nachgegangen – rund ein Drittel fiel den Verfolgungen des Nationalsozialismus zum Opfer. Die durchgearbeiteten Archivbestände (vor vier Jahren konnte auf dieses Material noch nicht in vollem Umfang zurückgegriffen werden) und die vielen, ausgewerteten schriftlichen Aufzeichnungen und Interviews von Betroffenen erbrachten eine derartige Fülle von Material, die das Buch zu einem „Geschichtsbuch“ von besonderer Bedeutung machen. Hier wird mit Wahrheit offen umgegangen, so werden z. B. nicht nur die Namen der Beraubten, sondern auch die Namen der Ariseure angeführt, an etlichen Einzelfällen der Verlauf der Enteignungen bis zu ihrer eventuellen Restitution dargestellt.
Beschrieben wird die systematische Entrechtung der jüdischen Bevölkerung, die Arisierung ihres Vermögens, ihre Vertreibung und letzlich Deportation. Eine Reihe von Verzeichnissen im Anhang wie „...Personen...die als Juden oder ,Mischlinge‘ galten“, „Verzeichnis des Vermögens von Personen, die nicht im ,Landsprengel‘ lebten“ und anderes bieten durch ihren Detailreichtum dem einen oder anderen Leser eventuell die Möglichkeit, ergänzende Angaben zur Verfügung zu stellen, was der Intention des Buches entspricht. Ein Band, der sich würdig einreiht in die schon vorliegenden Bearbeitungen einzelner niederösterreichischer Städte wie Mödling, Krems, Neunkirchen u.a.

 

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Geschichte der Juden in Wien – Mittelalter

Klaus Lohrmann
Philo-Verlag, Berlin-Wien 2000

Eine mittelalterliche jüdische Gemeinde bestand in Wien etwa von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis 1420. 1996 bis 1998 wurden im Zentrum der Judenstadt Grabungen durchgeführt, im Zuge derer die Fundamente der mittelalterlichen Synagoge aufgefunden wurden. Die Qualität der Funde bestätigt die Ergebnisse der Forschungen der vergangenen Jahre auf dem Feld der schriftlichen Quellen, daß die mittelalterliche Gemeinde in Wien eine der bedeutendsten im deutschsprachigen Raum war.

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Die jüdische Zuwanderung nach Wien und in andere kleinere Donaustädte korrespondiert mit einem auffälligen Rückgang der Bedeutung der Juden in Westeuropa. Im Heiligen Römischen Reich ist die Zuwanderung im Südosten durch den Aufstieg der Habsburger in Österreich und der Luxemburger in Böhmen zu erklären. Im vorliegenden Band werden die rechtlichen Rahmenbedingungen für das Leben der Juden geschildert, die direkt von dem religiös-sozialen Mißtrauen ihrer christlichen Zeitgenossen abhingen. Doch waren diese Voraussetzungen auch von finanzpolitischen Erwägungen des Herzogs von Österreich und des Adels geprägt. Die sozialen Verhältnisse in der Gemeinde und ihre Einflüsse auf die Verfassung werden ebenso behandelt wie einzelne Gruppen und ihre Bedeutung für die Geschichte der Stadt. Die Vielfalt jüdischen Lebens und der Beziehungen zum christlichen Umfeld ist das eigentliche Thema des Buches.

 

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Die vierte Gemeinde. Die Wiener jüdische Gemeinde von 1945 bis heute

Evelyn Adunka
Philo-Verlag, Berlin-Wien 2000

Dieser Band ist eine umfassende Darstellung der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Wien seit dem Jahr 1945. Er beschreibt den Jahrzehnte dauernden Wiederaufbau fast der gesamten jüdischen Infrastruktur und der Institutionen der Israelitischen Kultusgemeinde nach deren Zerstörung durch den Nationalsozialismus. Diese Aufbauleistung konnte wegen der sehr zögernden und geringen österreichischen „Wiedergutmachungen“ nur durch die Hilfsmaßnahmen internationaler Organisationen bewältigt werden. Zudem thematisiert das Buch die frühzeitig aufgebrochenen und mit großer Heftigkeit ausgetragenen internen Konflikte, anfangs vor allem zwischen Zionisten, Sozialisten und Kommunisten, wobei letztere bis 1948 den Präsidenten der Kultusgemeinde stellten.

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In den ersten Jahrzehnten rechnete kaum jemand mit dem Überleben der Gemeinde. Dazu kam, daß diese bis in die siebziger Jahre ihr finanzielles Defizit nur dadurch decken konnte, daß sie fortlaufend Immobilien veräußerte. Die dabei erzielten Preise lagen, wie die Opposition und spätere Generationen kritisierten, weit unter deren Wert. Dennoch konnten wichtige Projekte wie ein jüdisches Haus der Begegnung nicht durchgeführt, andere, wie die zunächst von den Zionisten erhaltene Hebräische Schule, mußten eingestellt werden. Die Gemeinde, die nach 1945 nie mehr als 10.000 Mitglieder zählte – vor der Shoa waren es 170.000 gewesen – war hoffnungslos überaltert. Die Wende zum Besseren kam in den siebziger Jahren. Sie war mit einem Machtwechsel innerhalb der Gemeindeführung verbunden, da die bisher dominante, der Sozialdemokratie nahestehende Gruppierung die absolute Stimmenmehrheit verlor. Die Einwanderung und Integration von rund 2.000 aus der damaligen Sowjetunion stammenden Juden, für die 1992 ein eigenes Sephardisches Zentrum errichtet wurde, brachte die demographische Wende. Viele Projekte, darunter das 1980 eröffnete Jüdische Gemeindezentrum, konnten erst ab den achtziger Jahren verwirklicht werden, als sich der Staat Österreich und die Stadt Wien an deren Finanzierung beteiligten. Daneben war die jüdische Gemeinde aber auch weiterhin externen Konflikten wie der Kreisky-Peter-Wiesenthal und der Waldheim Affäre ausgesetzt, welche die Virulenz des österreichischen Antisemitismus unter Beweis stellten. Ein weiterer Schwerpunkt des Buches sind die erstaunlich vielfältigen kulturellen und religiösen Aktivitäten der jüdischen Gemeinde wie Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen. Diese versuchte damit, an das reiche Erbe der Zeit vor der Shoa anzuschließen, obwohl paradoxerweise das Bewußtsein und Wissen von der Vergangenheit immer mehr abnimmt.

 

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Heilige Gemeinde Neunkirchen. Eine jüdische Heimatgeschichte

Gerhard Milchram
Jüdische Gemeinden, Bd. 2. Hg. von Eleonore Lappin. Mandelbaum Verlag, Wien 2000

Erstmals beschäftigt sich ein Historiker mit der Geschichte der Juden in Neunkirchen. Von den Anfängen der jüdischen Gemeinde im 19. Jahrhundert bis zu ihrer Vernichtung im Jahre 1938 wird das lokale Geschehen in einen zeitgeschichtlichen Zusammenhang gestellt. So spiegelt sich die allgemeine Behandlung der Juden durch die kaiserliche Politik ebenso wider wie der Antisemitismus im ausgehenden 19. Jahrhundert. Deutlich wird, wie politischer Umbruch unmittelbare Auswirkungen auf die Gemeinde hatte.

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Gerhard Milchram zeigt, wie die Entwicklungen von Anfang an im Spannungsfeld zwischen Akzeptanz und Ablehnung standen. Er hat eine erstaunliche Quellenbasis zusammengetragen, weit verstreute Informationen und Dokumente aufgefunden. Teilweise wurden Quellen erstmals verwendet. Breiten Raum nehmen auch Interviews mit ehemaligen Neunkirchnern ein, die ein persönliches Bild der Schicksale jüdischer Familien Neunkirchens geben.

 

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„… es gab so nette Leute dort“. Die zerstörte jüdische Gemeinde St. Pölten

Christoph Lind
Jüdische Gemeinden, Bd. 1. Hg. von Martha Keil und Eleonore Lappin
Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten 1998

Die Kultusgemeinde St. Pölten umfaßte 1938 ca. 1.200 Mitglieder, davon rund 400 in St. Pölten. Heute leben noch fünf Jugend in der Stadt. Der St. Pöltner Historiker Christoph Lind dokumentiert anhand von bisher unveröffentlichtem Archivmaterial detailliert die Entrechtung und Beraubung der St. Pöltner Juden nach dem „Anschluß“. 275 Männer, Frauen und Kinder wurden in den nationalsozialistischen Todeslagern ermordet.

 

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Jüdisches Städtebild Wien

Hrsg. von Martha Keil. Jüdischer Verlag im Suhrkamp-Verlag, Frankfurt/Main 1994

Niemand kann ein Jüdisches Städtebild Wien besser zeichnen als die jüdischen Schriftsteller, die in dieser Stadt gelebt, die sie geliebt haben: weltberühmte Schriftsteller wie Manès Sperber und Elias Canetti, aber auch heute vergessene Dichter wie Peter Hammerschlag und Robert Neumann. Friedrich Torberg präsentiert in diesem Band mit viel Witz Wiener Originale; Peter Altenberg, Anton Kuh und Alfred Polgar zeichnen sie in ihren Aphorismen und Kurzgeschichten nach. Die Spannweite der ausgewählten Texte, die ein fotografischer Streifzug von Erich Leonhard durch das jüdische Wien begleitet, reicht von der Gründerzeit bis zur heutigen Existenz nach der Shoa. Was sie alle auszeichnet, ist die Vielfalt, die Buntheit der darin geschilderten jüdischen Lebenswelten, ihre ausdrucksvolle Sprache und, nicht zuletzt, ihre feine Ironie und ihr liebevoller Humor.

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Inhalt

  • Keil, Martha: Achthundert Jahre jüdisches Leben in Wien
  • Freundlich, Elisabeth: Der Seelenvogel
  • Herzl, Theodor: Altneuland
  • Schnitzler, Arthur: Der Weg ins Freie
  • Vogel, David: Eine Ehe in Wien
  • Roth, Joseph: Juden auf Wanderschaft
  • Sperber, Manès: Die Wasserträger Gottes
  • Kuh, Anton: Das Hofauto
  • Canetti, Elias: Die gerettete Zunge
  • Hammerschlag, Peter: Liebeslied an ein Proletariermädchen
  • Zweig, Stefan: Buchmendel
  • Polgar, Alfred: Theorie des „Café Central“
  • Altenberg, Peter: Splitter
  • Hammerschlag, Peter: Solo für Peter Altenberg
  • Torberg, Friedrich: Kaffeehaus ist überall
  • Grünbaum, Fritz: Grünbaum – Das Publikum
  • Bettauer, Hugo: Die Stadt ohne Juden
  • Tabori, George: Meine Kämpfe
  • Drach, Albert: Bänkel von der Rasse des Mondes
  • Drach, Albert: „Z.Z.“ das ist die Zwischenzeit.
  • Waldinger, Ernst: Ich bin ein Sohn der deutschen Sprache nur
  • Neumann, Robert: Die Kinder von Wien
  • Klüger, Ruth: weiter leben
  • Sperber, Manès: Wiedersehen mit Wien
  • Menasse, Robert: Selige Zeiten, brüchige Welt
  • Rothstein, Lena: Wiener Spaziergang nach der Mahnwache 1987
  • Rabinovici, Doron: Papirnik
  • Schindel, Robert: Vineta

 

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