Kunst und Gedenken

„Der Neunte Tag“ – symbolischer Toravorhang

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In der jüdischen Tradition ist ein Toravorhang ein Gedenkobjekt: Er erinnert an den Tempel in Jerusalem, an die Widmungsträger – oft Opfer der Shoah – und an seine Spender. Simon Wachsmuth (geb. 1964, Berlin) bringt mit dem Titel seiner Installation zwei Ereignisse in Verbindung: die Zerstörung des Tempels in Jerusalem, derer nach dem jüdischen Kalender am Neunten des Monats Av (Juli–August) gedacht wird, und die Reichspogromnacht am 9. November 1938. Der einfache dunkelblaue Stoff markiert die Leerstelle – der Toraschrein wurde verwüstet, die Torarollen geraubt –, ein hell schimmerndes Viereck verweist auf die frühere Festlichkeit. Eine unsichtbare Windquelle hält den Vorhang das ganze Jahr über leicht in Bewegung, nur am 9. Aw und am 9. November wird sie abgestellt. Der Vorhang ruht, der Wind oder Geist – im Hebräischen beides „Ruach“ – steht still.

Gefördert von Kunst im öffentlichen Raum des Landes NÖ (2014)

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Simon Wachsmuth vor dem von ihm gestalteten Thoravorhang

Gedenkinstallation der Namen, Fensterfragment und Gebetbuch

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Bereits 1998 wurden von Renate Stockreiter (Wien) die Namen der 371 ermordeten St. Pöltner Juden und Jüdinnen und, wo es möglich war, ihre Porträtfotos, auf einer einfachen schwarzen Tafel verewigt. Darunter liegt in einer Vitrine das bei der Renovierung 1980 geborgene Fragment eines Fensters mit farbenprächtigen, in Blei gefassten Scheiben. Daneben sind die stark beschädigten Reste eines Gebetbuchs aus dem Besitz der IKG St. Pölten zu sehen. Sie wurden am 10. November 1938 von einem jungen Mann mitgenommen, 60 Jahre später ließ er sie bei uns abgeben.

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Emet-Met – Lichtobjekt von Peter Daniel

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In der Tradition der kabbalistischen Buchstabenmystik formte der Objektkünstler und Schriftsteller Peter Daniel (geb. 1963 in Wien) aus Neonleuchtröhren in der Farbe Magenta das hebräische Wort „Emet“, Wahrheit. Es besteht aus dem ersten (Alef), dem mittleren (Mem) und dem letzten (Taf) Buchstaben des hebräischen Alphabets – die Wahrheit ist allumfassend. In rhythmischen Abständen erlischt der erste (in hebräischer Schreibrichtung rechte) Buchstabe, das Alef, das mit seinem Zahlenwert Eins die Einheit Gottes symbolisiert. Die beiden verbleibenden, weiterhin leuchtenden Zeichen ergeben das Wort „met“, tot. Die Lichtskulptur steht in einem der Fenster und ist auch von der Straße aus gut sichtbar.

Gefördert von Kunst im öffentlichen Raum des Landes NÖ (1993)

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Emet-Met. Lichtobjekt von Peter Daniel

Objekte aus dem Besitz der jüdischen Gemeinde

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Kein einziger Ritualgegenstand aus der St. Pöltner Synagoge hat die Jahre der NS-Herrschaft überlebt oder wurde später zurückgegeben. Einige Gemeinde- und Gebetbücher und wenige Gegenstände sind von den NS-Behörden beschlagnahmt worden und werden seitdem im Stadtmuseum St. Pölten aufbewahrt. In kleinen, regelmäßig wechselnden Präsentationen stellen wir diese Zeugnisse der einstmals blühenden jüdischen Gemeinde aus. Derzeit sind eine Spendenbüchse mit der hebräischen Abkürzung für „Matan be-seter“ (heimliche Gabe, um den Empfänger nicht zu beschämen) und ein Spendenbuch aus dem Jahr 1907 zu sehen.

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